Für Helfende


WIE MAN «VERWAISTEN» ELTERN HELFEN KANN

Was kann man tun...

  • Zeigen Sie Ihre aufrichtige Betroffenheit und Anteilnahme.
  • Lassen Sie die «verwaisten» Eltern Ihnen gegenüber soviel Trauer ausdrücken, wie sie gerade empfinden und bereit sind, mit Ihnen zu teilen.
  • Seien Sie bereit zuzuhören, nach den anderen Kindern zu schauen und Besorgungen oder was sonst vonnöten ist, zu machen.
  • Sagen Sie den Eltern, dass Ihnen das, was dem Kinde zu gestossen ist, leid tut.
  • Ermutigen Sie die Trauernden, Geduld mit sich selbst zu haben, nicht zuviel von sich zu erwarten und sich nicht zu viele «Du solltest eigentlich» aufzuerlegen.
  • Lassen Sie die Eltern, sooft und soviel sie wollen, vom verstorbenen Kind erzählen.
  • Schenken Sie den Geschwistern des verstorbenen Kindes Ihre besondere Aufmerksamkeit– bei der Beerdigung und auch in den Monaten danach. Auch sie sind verletzt worden, sie sind verwirrt und brauchen die Aufmerksamkeit, die ihnen ihre Eltern jetzt vielleicht nicht geben können.
  • Versichern Sie den Eltern, dass sie alles getan haben, was sie tun konnten und dass ihr Kind gut betreut wurde.

Zusammengefasst: Seien Sie ein aufrichtiger, geduldiger und echter Freund: «Verwaiste» Eltern sind in tiefer Not und auf grosses Verständnis angewiesen, sonst schaffen sie es nicht, mit dem Schicksalsschlag fertig zu werden.

...und was sollte man vermeiden

  • Lassen Sie sich durch die eigene Hilflosigkeit nicht davon abhalten, mit den Eltern eines toten Kindes Kontakt aufzunehmen.
  • Meiden Sie trauernde Eltern nicht, weil Ihnen ein Zusammensein peinlich ist. Von Freunden gemieden zu werden, fügt einer unerträglich schmerzlichen Erfahrung noch weiteren Schmerz hinzu.
  • Sagen Sie nie, Sie wüssten, wie die Eltern sich fühlten. Wenn Sie nicht selbst ein Kind verloren haben, wissen Sie sehr wahrscheinlich nicht, wie sie sich fühlen.
  • Sagen Sie nicht: «Jetzt müsste es Dir doch besser gehen» oder etwas Ähnliches. Das käme einer Verurteilung der Gefühle der Betroffenen gleich.
  • Sagen Sie nie, was Eltern fühlen oder tun sollen.
  • Wechseln Sie nicht das Thema, wenn Eltern ihr totes Kind erwähnen.
  • Vermeiden Sie nicht, den Namen des Kindes zu erwähnen, aus Furcht die Eltern an ihren Schmerz zu erinnern. Der Gedanke an das Kind ist sowieso gegenwärtig.
  • Versuchen Sie nicht, falschen Trost in Form von «Positivem» zu spenden, das durch den Tod des Kindes entstanden sei. (z.B.: «Man weiss nie, was ihm erspart geblieben ist» oder: «Jetzt haben sie sicher eine engere Beziehung in der Familie» oder: «Jetzt geht es ihm viel besser; es ist jetzt ein Engelein»).
  • Betonen Sie nicht, die Eltern hätten ja noch andere Kinder. Kinder sind nicht austauschbar, sie können einander nicht ersetzen.
  • Sagen Sie nicht, die Eltern könnten ja nochmals ein Kind bekommen. Selbst wenn sie dies wollten oder könnten, würde ein weiteres Kind das Verstorbene nicht ersetzen.
  • Sagen Sie nicht, die Eltern sollten für die anderen Kinder dankbar sein. Die Trauer über den Verlust eines Kindes mindert die Liebe und Anerkennung für die überlebenden Kinder nicht.
  • Geben Sie keine Kommentare ab, die in irgendeiner Weise den Schluss zulassen, dass die Behandlung des Kindes zu Hause, in der Nothilfe im Krankenhaus oder wo auch immer nicht richtig war. Auch ohne Zutun von anderen werden die Eltern von fürchterlichen Zweifeln und quälenden Schuldgefühlen heimgesucht.
  • Erzählen Sie nicht von eigenen schmerzlichen Erfahrungen. Die Eltern werden kaum mit ihrem eigenen Schmerz fertig und haben nicht die Kraft, Schicksalsschläge anderer Personen zu verarbeiten. Zudem vermitteln solche Bemerkungen, dass das eigene Leid nicht so schlimm sei, schliesslich hätten auch andere schlimme Erfahrungen gemacht.
  • Sagen Sie nie: «Das Leben geht weiter.» Gerade in diesen Momenten scheint das Leben sinnlos zu sein..



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